Tel Aviv -Marathon 2016

Zu Zehnt sind wir ins "Heilige Land" geflogen, um einen Lauf zu erleben, von dem keiner von uns vorher sagen konnte, wie er abläuft. Außer ein paar Laufberichten aus den Vorjahren wußten wir nichts, nur soviel, daß im letzten Jahr der Lauf mittendrin wegen zu hohen Temperaturen abgebrochen wurde.

Da der Lauf schon morgens um 07.00 gestarte werden sollte, trafen wir uns mitten in der nacht um 05.30 vor dem Hotel. Wir mußten noch 2 Querstraßen weiter laufen, da durch die Streckensprerrungen unsere Fahrer nicht bis zum Hotel durften.

 Die Taxis kurvten durch die Straßen, redeten und überredeten die Kontrollen aus Ordnern und Polizei, uns doch durchzulassen.

Nach vielem Hin und Her waren wir dann doch pünktlich bei Sonnenaufgang im Startgebiet, was in einem wunderschönen großen Park im Zentrum der Stadt liegt. Wir hatten noch ein wenig Zeit, uns zu orientieren, ließen uns von einem Deutschen aus England :) fotografieren und reihten uns in das Starterfeld ein. Lt. Liste waren 1618 Marathonläufer am Start.

Pünktlich um 07.00 ging es los über eine breite Prachtstraße Richtung Meer. Unsere Truppe, bestehend aus Benita, Mathias, Micha, Norbert, Klaus und mir trennte sich dann auch gleich je nach Leistungsambitionen auf und jeder lief sein individuelles Tempo. Am Anfang war ich mit Norbert bis zum km 9 unterwegs. Wir bewunderten die Wohnneubauten im Norden der Stadt und quatschten mit einem Oberlausitzer von den "Görlitzer Musklekatern". Nachdem Norbert einem Gebüsch am Wegesrand nicht wiederstehen konnte, lief ich ab da an allein weiter.

Es wurde immer wärmer, die Sonne stieg und es war nicht eine Wolke am Himmel. Alle 4km gab es einen Verpflegungspunkt. An den meisten gab es ausschließlich Wasser, an einigen wenigen isotonische Getränke, an zweien Gel und an einem etwas zu essen. Das Wasser floß bei mir zu gleichen Teilen über den Kopf und in die Kehle gleich ab dem ersten Stand.

Ich freute mich schon auf den Kilometer 14, da dort Martina, Veronika und Detlev mit der Gib-Alles-Fahne standen und uns Läufern zujubelten.

Danach ging es bis zum Wendepunkt an der Halbmarathonmarke immer Richtung Süden am Meer entlang. Ich lief immer so, daß ich den Schatten der Hotels und Hochhäuser ausnutzen konnte, da die Sonne immer mehr brannte, was mir sicher ein paar mehr Meter auf die Uhr brachte.

Die Strecke ging dann durch die alte Siedlung Jaffa, durch das Hafengelände und einen schönen Park mit wenigen Palmen und viel Sonne bis zur Wendemarke, die dann auch gleich die Halbzeit markierte. Danach zurück in die City, wo dann auch mehr Leute am Rand standen und die Läufer anfeuerten. Bei km 23 fing ich an, etwas zu schwächeln, ich lag nach 20km zwar noch einigermaßen gut bei 1:58 h aber die Hitze machte mir doch zu schaffen.

Vorbei an sämtlichen Pracht-Luxus-Hotels, Botschaften wie der US-amerikanischen, der indischen und der französischen ging es in die Haupteinkaufsstraße Tel Avivs. Da war natürlich auch mehr los. Ein dicker Deutscher machte ein Foto von mir und meinte, daß ich doch etwas schneller laufen sollte.:)))

Bei km 27 endlich der Stand mit Essen, zuvor hatte ich mich mit Energieriegeln verpflegt, die aber schnell alle waren. Es gab leckere Orangenstücken, Datteln, Salzbrezeln und Kartoffelchips. Was für ein Genuß, es ging mir besser und die Strecke durch die heiße City an Hauptverkehrsstraßen, Großbaustellen, Monumenten, Museen und Geschäftshäusern vorbei. Es war eine große "Schleife" durch die Innenstadt. Auf dem Rothschild-Boulevard (es gibt dort prächtige alte Häuser im Bauhausstil - Weltkulturerbe!!!) legte ich eine Gehpause ein, die nach etwa 200m durch ein Dreiertrupp von israelischen Triathleten beendet wurde.

Der "Anführer" gab mir zu verstehe, daß ich weiterlaufen sollte und da ich ja nicht "nein" sagen kann, lief ich mit der Truppe mit. Wir haben uns lange beim Laufen über "Gott und die Welt" unterhalten. Über unsere Läufe, Zeiten,

Trainings- und Marathonpensum, woher jeder kommt und sonst tausend Dinge.

Es war sehr kurzweilig und für das "Abspulen" der Kilometer hilfreich.

Bei km 30 verloren wir uns an einem Verpflegungsstand wieder. Nun wieder allein "on the road" Richtung Strand freute ich mich auf den 34. km an dem ich wieder "meine Brandenburger" sah. Es war herrlich, die Fahne zu sehen und ich setzte mich einen Augenblick, um auf Norbert zu warten, der mal kurz ins Hotel mußte, wahrscheinlich ein kurzes Nickerchen :). Er und Matthias haben mich nämlich bei km 25 wie zwei Silberpfeile überholt. Mir war dann Norberts "Schläfchen" doch zu lang und ich machte mich wieder auf den Weg.

Das viele Wasser machte sich in meinem Magen und in meiner Psyche nicht gut. Mir war schon irgendwie schlecht vom vielen Wasser trinken, da konnten die 3x Isotonic- Getränke mt ihrer leichten Johannisbeernote nichts ändern. Außerdem meldete sich wieder mein Magen mit knurren. War es Hunger oder Unterzuckerung, ich weiß es nicht. In der Dizengoff-Straße, zwischen km 35 und 37 gab es viele Boutiquen und Cafes und ich nam mir vor, in den nächsten Bäcker zu gehen und mir ein schönes leckeres süßés Brötchen zu kaufen, was ich dann auch umgesetzt habe. Da man sein Essen ja nicht schlingen soll, habe ich beim Verzehr des Brötchens natürlich wieder eine Gehpause eingelegt und es auch genossen. Es hat gut getan, der Magen hatte wieder etwas zu tun und weiter ging's.

Nun waren die letzten 5km zu bewältigen, 2 durch die Stadt und 3 durch eine riesige Parkanlage. In diesem Park kamen einem schon die ersten Finisher der 5- und 10km-Läufe entgegen und ich habe das Ziel schon herbeigesehnt. Auf der Zielgeraden von ca. einem km verschmolz dann die Menge der Marathonis mit der Menge der Halbmarathonis zu einem riesigen Lindwurm, der sich in Richtung Ziel quälte. Zum Glück war 150m vor dem Ziel eine Teilung und wir Marathonis hatten einen separaten Zieleinlauf ganz für uns allein. Eine kleine Menschenmenge auf der Tribüne jubelte uns zu und so kam ich heiß, klitschnass und mit Sonnenbrand im Gesicht und an den Knien gücklich im Ziel bei 4:36:01 h netto an.

Die Medaillenübergabe war etwas umpersönlich ... mir drückte ein Junge eine kleine Plastiktüte mit der verpackten Medaille in die Hand, und verschwand. :) Wir haben uns dann alle um 12.00 am verabredeten Treffpunkt getroffen, uns beglückwünscht, ein Foto geschossen und sind dann zusammen wieder in Richtung Hotel gelaufen.

Die Laufergebnisse habt ihr ja in den Laufnews von Detlev gelesen.

Fazit: Es war ein sehr schöner Stadtlauf, relativ eben mit wenigen sehr leichten Anstiegen, mit vielen wunderschönen optischen Highlights, mit freundlichen Läufern und Helfern, einer guten Organisation. Sehr empfehlenswert. Das einzige negative war: DAS BIER WAR ALLE. Die Carlsberg-Brauerei sollte sich was schämen!!!

Und ... es muß keiner Angst haben, nach Tel Aviv zu fliegen!!!

A. Ansorge